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06
aco
Das Räderwerk
06.06.08, 23:33
Technik & Tuning » Eigenbau Slotcars: '73 Dodge Challenger » Das Räderwerk
Alles am Fahrzeug ist irgendwie wichtig - aber die Reifen haben selbst im Maßstab 1:1 einen entscheidenden Einfluss auf Gewinn oder Niederlage. Daher widme ich mich heute den Rädern, will meinen: Reifen und Felgen.
Zunächst sollte das Modell - was die Radform bzw. Felgenwahl betrifft - ausschlaggebend sein, wenn das Modell authentisch 'rüberkommen soll. Ein AMI-Schlitten mit Niederquerschnittreifen auf Tiefbettfelge? Hmm, das ist sicherlich etwas, woran sich die Gemüter erhitzen werden...
Also, ich habe in diesem Fall die Wahl bereits getroffen und bleibe wenigstens halbwegs im Scale-Bereich.
Die Reifen bauen hoch - wie das früher üblich war und die Felgen bekommen Einsätze dem Style der damaligen Zeit.
Einsätze? Ja, da war doch was - die Felgen können bereits ein Design haben, oder kommen als "Topf-Felge daher". Letztere erlauben das Einbringen von Felgeneinsätzen mit passendem Durchmesser. Diese kann man sich nun wieder kaufen, oder - mit ein wenig Geschick - aus dem Fundus des Modelbaukastens, aus dem man die Karosserie bereits aufgebaut hat, selber bauen.
Bild 1 zeigt u.a. einen bereits auf den Felgeninnendurchmesser abgeschliffenen Felgeneinsatz (rechte Bildmitte), der vorher eine Felge für den Modellbausatz dieses Dogde vorgesehen war. Das Prozedere ist eigentlich recht simpel: Man klemmt - soweit vorhanden - die Felge in ein Bohrfutter eines Akkuschraubers und fixiert diesen bspw. auf dem Tisch. Nun kann man sich dem Felgenband mit einem Cuttermesser oder Skalpell oder einer groben Feile nähern und vorsichtig den Durchmesser auf das annähernd gewünschte Maß reduzieren. Man sollte mit Bedacht und ohne Kraft vorgehen: Erstens hält die Schraubfutterverbindung nicht jeder äusseren Krafteinwirkung stand und zweitens beginnt Plastik in der Regel unter Reibung und damit Hitze, ziemlich schnell das Verschmelzen an. Zudem ist ein Abtrag an der Felge mit einem effizienten Werkzeug schneller erledigt, als es einem lieb ist. Nur leider, lässt sich bekanntermaßen der Vorgang nicht rückgängig machen. Und zu allem Übel liegt in den allerseltensten Fällen eine "Reservefelge" dem Bausatz bei - also Vorsicht: Wenig Druck ausüben!
Wir stoppen den spanabhebenden Prozess immer mal zwischendurch und messen nach. Wenn der Durchmesser nur noch 1 bis 2 Millimeter vom Wunschmaß entfernt ist, sollte man das Werkzeug wechseln und sich dem Ziel mit Schleifpapier nähern, so kann man gleichzeitig einen evtl. Grat entfernen und den sichtbaren Rand beischleifen. Ebenfalls auf Bild 1 zu sehen (Von Links nach Rechts): Ein aufgezogenes Hinterrad auf einer sog. Designfelge, davor eine "nackte" Topffelge für die Verwendung von gekauften oder selbstgefertigten Felgeneinsätzen. Daneben ein vollständiges Vorderrad auf Selbstbaubasis: Topffelge mit Einsatz und "versiegeltem" Moosgummireifen.
Schräg dahinter ein Reifen im Auslieferungszustand: Gut zu sehen ist der bei der Fertigung entstehende "Grat" der an der eingesetzten Felge abgeschnitten wird. Zu guter letzt, ein fast fertiges Vorderrad auf einer Designfelge: Hier ist das Moosgummi bereits auf der Felge verklebt und die erste Schicht Sekundenkleber in die äussere Schicht eingezogen.
Das Bild 2 zeigt frische Detailaufnahmen von zwei gerade auf Weicon Black abgerollten Moosgummireifen, die zum trocknen aufgebockt auf den nächsten Durchgang warten.
Man sollte sich auf einem wenig saugfähigem Karton den Umfang der Reifen grob markieren und den Sekundenkleber in einer langen Bahn auftragen. Nun rollt man mit sanftem Druck mit der Rad (am besten auf eine Achse gesteckt) durch den Sekundenkleber, bis die Lauffläche gleichmäßig getränkt ist.
Warum den grobporigen Moosgummireifen mit Sekundenkleber tränken? Nun, das ist schnell beantwortet: Die Vorderreifen sind bei Slotcars aus technischer Sicht nur Zierrat, "Schmuck am Nachthemd", pflege ich zu sagen. Sie sollen das Modell in Kurven höchstens am Abkippen hindern. Damit sie nicht weiter stören (Reibung), werden sie am besten so dünn und glatt wie möglich gefertigt - für minimalen Grip. Es gibt Rennklassen, in deren Reglements das Gummi eines Vorderreifens duchaus nur aus einem O-Ring bestehen darf - das ist dann zwar nicht mehr Scale und sieht vielleicht auch nicht mehr so gut aus, aber das ist meistens auch nicht im Fokus eines solchen.
Zurück zu unserem mittlerweile getrocknetem Reifen: Ein so vorbereiteter Moosgummireifen, wird nun noch geschliffen und mit bis zu 4000er Körnung poliert. Einige verwenden auch eine Art Reifenversiegelung und sparen sich das Schleifen - eine Frage des Materials und Geschmacks. Die Kanten werden im Gegensatz zum Hinterrad übrigens nicht gebrochen - das würde im Extremfall die Kippneigung begünstigen. Je nach Radaufhängung "Gerade" oder 3° Sturz (Plafit Einzelradaufhängung), wird der Gummi des Vorderrad um diesen Sturz angefast, um die Auflagefläche wieder herzustellen. Auch hier: Alles eine Frage der Erfahrung und ggf. des Reglements.
Der Aufbau eines Hinterrads:
Nachdem man also die Felge seiner Wahl und die Reifenmischung (Ortmann oder Dickel, Black Magic) bestimmt hat, sucht man sich nun einen Reifen aus, dessen Länge min. 2-4mm über dem Felgenblatt steht und im Innendurchmesser 1-3mm weniger misst, als der Felgenaussendurchmesser.
Der Steg wird - wie auf Bild 5, oben zu sehen - abgeschnitten und auf der Schleifmaschine abgeschliffen. Das fast fertige Produkt sieht man dann unten auf Bild 5.
Der kleinere Innendurchmesser fixiert den Reifen auf der Felge - zu gross sollte der Unterschied nicht sein, wenn es zu eng wird, kann es bei der Aufbringung des Reifens auf die Felge, zu Beschädigungen an der dünnwandigen Felge kommen und damit sind schnell mal bis zu 15 Euro geerdet. Der Reifen wird eh noch auf der Felge mit Sekundenkleber verklebt. Dies macht man am besten mit einer Achse und einem Schraubstock. Auf der Achse ist die Felge verschraubt und im Schraubstock fixiert. Der Reifen sitzt auf der Felge und wird nun alle 90 Grad mit einem kleinen Schraubendreher so weit von der Felge gehoben, dass der Sekundenkleber eingebracht werden kann - wie auf Foto 6 angedeutet.
Es sollte nicht gerade der neue Wiha PicoFinisch xxx sein, denn mit dem Stab oder alten Schraubendreher wird der Kleber etwas auf der Felge verteilt. Dieser Vorgang wird nun so oft wiederholt, bis die Felge gleichmässig mit dem Kleber benetzt und dem Reifen verklebt ist.
Dieses Rad lässt man nun trocknen - je nach Grösse und Menge, kann es durchaus 24 Stunden oder länger dauern, bis die Endfestigkeit erreicht ist.
Ich beginne erst nach zwei Tagen mit den Schleif- und Schneidearbeiten an dem Reifen - damit bin ich auf der sicheren Seite.
Auf den Fotos 3 und 4 ist eine Reifenschleifmaschine abgebildet. Hiermit erfolgen dann die etwas Dreck verursachenden Schleifarbeiten. Dieses Modell hat eine Feststellschraube, mit der man den Abstand der Felge zum Schleifband einstellen kann, um eine Serie von Reifen mit dem selben Durchmesser anzufertigen. Als Werkzeug für die Flanken bevorzuge ich eine kleine Feile und Schleifpapier mit einer hohen Körnungszahl (600-1000). Auch hier sollte man sich langsam seinem Ziel nähern; arbeitet man mit zuviel Druck, wird der Gummi schnell porös und reisst. Es entstehen Löcher, in denen sich auf der Strecke der Staub sammelt und für schlechten Grip sorgt.
Eine weitere Falle ist auf dem letzten Foto zu sehen: Hier kommen mehrere Faktoren zum tragen: Der Reifen ist auf der Felge nur am Aussen- wie Innenbund verklebt. Der Anschliff erfolgte dann offensichtlich mit zu hoher Geschwindigkeit, bei der die Reifenmitte aufgrund der Fliehkräfte nach aussen expandiert und damit am Schleifband mehr Abtrag erfährt, als die an der Felge fixierten Aussenbereiche. Stoppt die Schleifmaschine, geht der Reifen wieder in seine Ausgangsposition zurück und das Ergebnis ist das vorliegende Laufprofil: Hier läuft der Wagen nur auf den Aussenflächen, was automatisch zu wenig Grip führt, da die Auflagefläche sich halbiert hat.